Drei Stunden Wortgewitter

Der Kabarettist Arnulf Rating zog im Statt-Theater alle Register.

Neumünster — Bis auf den letzten Stuhl besetzt war am Donnerstagabend das Statt-Theater. 160 Besucher wollten „Kultur mit Biss“, vor allem aber Kabarett-Größe Arnulf Rating erleben.

Sein Ruf eilte ihm auch in Neumünster so sehr voraus, dass schon wenige Stunden nach Beginn des Vorverkaufs alle Karten ausverkauft waren. Wer mit blitzschnellem Zugriff ein Ticket ergattert hatte, wurde jetzt fürstlich belohnt. Auch mit seinem brandneuen, kurz vor der Bundestagswahl entstandenen Programm „Aufwärts“ hat Rating (Jahrgang 1951) nach über 30 Jahren Bühnenpräsenz nichts an pointierter Schärfe verloren. Er quält sein Publikum mit rasantem Redeschwall, bei dem kaum Zeit zum Lachen bleibt, will man auch die nächste Pointe mitbekommen. Ohnehin: Rating seziert die politischen und sonstigen Verhältnisse in unserem Land so treffend und mit anarchisch-satirischem Augenzwinkern, dass jegliches Lachen im Halse stecken bleibt.

Dabei ist der Vollblut-Kabarettist stets hoch aktuell. Sein wortgewaltiges, engmaschiges Logiknetz fängt alle ein, aber macht es dem Zuhörer nicht leicht. Das will er auch gar nicht.

Ob er nun über die „Tigerenten-Koalition“ schwadroniert, das Fernsehen attackiert („Flachbildschirme kommen der Programm tiefe entgegen“) oder die Schweinegrippe-Impfung aufpiekst („Werbegag der Pharmaindustrie“), wirklich aufwärts geht es bei ihm nie: „Es wird alles besser, aber nichts gut.“ Rating wechselt immer wieder den Blickwinkel, legt neue Sichtweisen frei: „Einem Arbeitnehmer bleiben von einem Euro 48 Cent. Als früher die Bauern ihren Zehnten zahlen mussten, haben sie sich mit Mistgabeln gewehrt. Ach so, wir haben ja heute keine Mistgabeln mehr.“

Und zum Schluss noch sein Blick auf die Politik und Wahlen: „Der Trog bleibt — die Schweine wechseln.“

Helmut Friebel

© Holsteinischer Courier, 31.10.2009