Die Sponti-Clowns auf dem Rummelplatz

Zweimal "unterhaus": Andreas Obering und Arnulf Rating mit neuem oder aktualisiertem Programm

[ … ]

Er hat keine Lust mehr: Politisches Kabarett ist langweilig, weil immer nur die gleichen Themen behandelt werden: Rente, Gesundheit, Arbeitslosigkeit. Dazwischen kräht immer mal einer "Steuerreform" und "Bundespräsident". Aber alles bleibt beim alten. Fast mag man Arnulf Rating seine Kapitulation abnehmen - verständlich wär´s. Aber wer Rating kennt, weiß, dass dieser bis zuletzt die Fahne des politischen Kabaretts hochhalten wird.

Und so steht der schlacksige Schalk auch mit seinem neuen Programm "Alles prima" für das "Hochgeschwindigkeitskabarett von heute im Ton der Sponti-Clowns auf dem Rummelplatz von damals", wie es ihm 2003 mit dem Deutschen Kleinkunstpreis bescheinigt wurde. Rating schießt scharf, und wer vor seine Flinte kommt, muss mit einer Garbe satirischen Schrots rechnen, die ihm das Fell versengt. Unterschwellig oder gnadenlos offen legt Rating den spottenden Finger auf die Wunden der Zeit und bohrt genüsslich darin herum. Die Finanzmisere will er mit einer Schwafelsteuer beheben. Selbstkritisch ist er bereit, sich auch selber einer Kalauerpauschale zu unterziehen.

Arnulf Rating spricht aus, was viele denken. Er mäkelt an der "Hochzeit aus Mitleid" der beiden deutschen Lande herum, mahnt an, nicht die direkte Verwandtschaft zu heiraten, und befürchtet, dass die östliche Braut im Scheidungsfall die Nation mit Unterhaltsforderungen belangen wird. Da hält man auch schon mal die Luft an. Und sei es nur, um dann wieder laut loszulachen, wenn er sich als Ich-AG mit perfektem "Rating" verkauft oder die Befindlichkeit der Republik brandaktuell anhand der täglichen Boulevard-Schlagzeilen festmacht.

© Allgemeine Zeitung, 11.03.2004