Kabarettherbst

Schwafelsteuer und Jauchomat

Marburg. Mit klassischem Politkabarett rund um Steuern, Reformen und die Ich-AG unterhielt Arnulf Rating das Publikum im KFZ.

von Sylvia Krause

"Ich bin seit Jahren eine Ich-AG, wenn sie wissen wollen wie so etwas aussieht, sehen sie mich an", pries sich Kabarettist Arnulf Rating den Besuchern am Freitag im KFZ an. Konsequent dachte er die Idee durch und präsentierte sich und seinen Körper als Firma, der etwa mit seiner Frau ein Joint Venture zum Kinderkriegen eingegangen sei. Nur bim morgendlichen Blick in den Spiegel stelle er oft fest: "Die Firma steht gar nicht gut da."

Die Ich-AG gebe ihm die Möglichkeit, alle seine komplexen Persönlichkeiten unterzubringen. Er verstehe sich jetzt als Chef und Betriebsrat in Personalunion, zwischen denen der Aufsichtsrat vermitteln muss. Da kann es schon schwere Auseinandersetzungen geben, etwa wenn das Einladen der Tanzschulpartnerin vom Chef als Geldverschwendung angesehen wird, vom Betriebsratsvorsitzenden aber als lohnende Investition.

Rating schlüpft mit verstellter Stimme und Verkleidung in die unterschiedlichsten Rollen und stülpt sich schon einmal eine Frauenperücke über den Kopf, um die ehemalige Tanzpartnerin darzustellen, die mittlerweile zur klassischen Karrierefrau geworden ist.

Neben der originellen Umsetzung dieses neuen Arbeitsmodelles macht sich Rating auch Gedanken zum Mautsystem. So könne man doch an jede Autobahnausfahrt 20 Arbeitslose hinstellen und würde immer noch Gewinn machen. Um leere Staatskassen zu füllen empfiehlt er die Einführung einer "Unvermögens-" und "Schwafelsteuer", die besonders Politiker treffen soll, etwa durch die "Stoiber-Stotter-Zulage".

Neben den klassischen politischen Themen, kommt Rating in seinem Programm aber auch nicht an aktuellen Medienereignissen vorbei. So greift er die "Bild"-Schlagzeile, dass Daniel Kübelböck zur Armee müsse, auf. Dieser sei doch so abschreckend, dass sich jeder Feind mit der Hand am Abzug die Ohren zuhalten müsse. Die Casting-Shows könnten als "Kreisch-Wehrersatzämter" fungieren.

Rating feuert seine Pointen in einer großen Geschwindigkeit. Das macht es seinen Fans schwer, allen Wortspielen des Kabarettisten zu folgen. Die rund 120 Besucher des KFZ waren begeistert und forderten zwei Zugaben.

Während Rating über den jetzigen Zustand in Deutschland lamentiert, spinnt er für die Zukunft der Rentner ein positives Bild. In 20 bis 30 Jahren werde alles wunderbar. Geld erhalte man durch den "Jauchomat". Als Preis der Quizshow winkten etwa drei Zähne der Wahl oder ein künstliches Hüftgelenk. Von der Mehrheit der alten Menschen werde das Autofahren ab 60 Jahre durchgesetzt und "wir leben auf einer Insel der seligen Alten".

© Oberhessische Presse, 1.12.2003