Merkelei

 

Warum wir unsere Volksvertreter wirklich net
bzw. net wirklich brauchen

 

Kohl hat ja noch immer nicht gesagt, woher er das Geld hat, mit dem er die CDU so ins Strudeln gebracht hat. Wenn Sie mich fragen: er hat es von der SPD! Was hat die SPD davon profitiert! Die hätten sich doch niemals alleine aus dem Loch gebuddelt, wo sie noch vor kurzem fest saßen!

Allerdings: jetzt kommt die CDU wieder. Und wie! Mit einer Frau. Langsam, aber gewaltig. Ja, so kennen wir das. Wenn die Schlacht verloren ist und die – in der Regel männlichen – Helden am Boden liegen, dann schlägt die Stunde der Frauen. Dann dürfen sie trösten, die Verwundeten verbinden, den Schutt wegräumen und Hoffnung geben. Das Leben geht weiter! Angela Merkel darf als Trümmerfrau das Überleben des Ladens sichern und aufräumen. Und zwar sehr wahrscheinlich genau so lange, bis sich wieder neue Helden sortiert und ihre Truppen aufgestellt haben zum Marsch ins Kanzleramt. Die wackere Frau Merkel – einst als Quotentante von Kohl geholt, weil sie erstens eine Frau, zweitens aus dem Osten und drittens jung und unbelastet war, hat sich unversehens zur Wunderwaffe der CDU gemausert. Schlußstrich. Zur Sache. Wir sind wieder wer! Wählt uns!

So einfach geht das? Klar – es wird noch viel Theater geben um Parteispenden – und erstaunlich ist, wie auffallend zurückhaltend die anderen Parteien sich verhalten. Nicht einmal die Grünen hauen auf den Putz. Ganz zu schweigen von der SPD. Die schon froh wäre, wenn ihr einstiges Paradepferd, der jetzige Bundespräsident, seine Flugaffäre ohne Absturz überleben könnte.

In endlosen Untersuchungsausschüssen dürfen Parteipolitiker die »Fehler« der anderen Parteipolitiker untersuchen. Vielleicht ist die vielzitierte politische Klasse wirklich am besten aufgehoben, wenn sie mit sich selbst beschäftigt ist. Warum halten wir uns sonst diese Figuren, die für uns die

 

Probleme lösen, die wir ohne sie gar nicht hätten?

Natürlich – man kann es auch so sehen: es gibt immer welche, die wollen Klassensprecher sein, die wollen im Bus vorne sitzen, die brauchen einen Arbeitskreis, damit sie Vorsitzender sein können. Genauso wie es dazu passend Leute gibt, die einen Vorstand brauchen, über den sie maulen und der an allem Schuld ist. Dazu bietet das Vereinsrecht extra eine Fülle von Möglichkeiten. Ist doch ein positiver Zug unserer Gesellschaft, dass wir in Parteien und Parlamenten öffentlich geförderte Therapieplätze anbieten, wo diese Vereinsmentalität auch ausgelebt werden kann: viele staatlich geförderte Sessel zum Vornesitzen. Wenn wir Kindergartenplätze fördern – warum dann bitte nicht auch so etwas? Von mir aus.

Die Parteien – das steht sogar im Grundgesetz – dürfen an der politischen Willensbildung »mitwirken«. Aber es steht da nicht, dass wir ihnen das ganz alleine überlassen sollen. Wirklich wichtige Sachen könnten wir doch mal selber in die Hand nehmen. Unsere Volksvertreter kommen da ja gar nicht zu. Seit zehn Jahren basteln sie im wesentlichen an ihren Gesundheits-, Steuer- und Rentenreförmchen herum und kommen nicht weiter. Spätestens seit die Grünen die außerparlamentarische Opposition in den Parlamentarismus beerdigt haben und den Ausstieg über Restlaufzeiten von Kraftwerken probieren wollen, die kein einziges Kraftwerk aushält, könnte dem Land ein bisschen Bewegung gar nicht schaden. Warum sollten wir z.B. den Ausstieg aus der Atomkraft nicht direkt entscheiden, wie das andere Länder auch getan haben?

Wir können es ja jetzt schon – wir wählen dafür gar keine Politiker, sondern nur die richtige Stromfirma.
Da kann sich Frau Merkel ganz um ihre Therapiegruppe kümmern.

 
meier, Mai 2000 
 

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